Poll Zurück

Die Schweizer Landwirtschaft dürfte 2021 eine Bruttowertschöpfung von 4,1 Milliarden Franken generieren, was einem Minus von 6,6% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die Gesamtproduktion ist rückläufig, die Produktionskosten befinden sich hingegen im Aufwärtstrend. Der Pflanzenbau wurde von der Witterung beeinträchtigt, während die tierische Produktion weiter zunimmt.
 

Ausgehend von den ersten Schätzungen rechnet das Bundesamt für Statistik (BFS) damit, dass sich die Gesamtproduktion der Schweizer Landwirtschaft im Jahr 2021 auf 11,2 Milliarden Franken belaufen wird. Das sind 2,1% weniger als 2020. Die Ausgaben für Vorleistungen (Futtermittel, Energie, Dünger, Unterhalt und Reparaturen usw.) betragen 7,0 Milliarden Franken und sind damit 0,7% höher als im Vorjahr.

Die Bruttowertschöpfung, die sich aus der Differenz zwischen dem Produktionswert und den Vorleistungen ergibt, erreicht 4,1 Milliarden Franken, was gegenüber 2020 einer Verringerung von 6,6% entspricht. Bei einem geschätzten Rückgang des Arbeitsvolumens um 0,8% geht die Arbeitsproduktivität zwischen 2020 und 2021 um 6,3% zurück, ist aber dennoch 26% höher als im Jahr 2000.
 

ab21_grafik_produktionswert_landwirtschaft_d.png

Wert Pflanzenbau nimmt ab

Der kalte Frühling und ein verregneter Sommer haben dem Pflanzenbau zugesetzt. Dessen Produktionswert verringert sich gegenüber 2020 um 9,0% auf geschätzte 3,8 Milliarden Franken. Beim Steinobst, insbesondere bei den Aprikosen und Pflaumen, wurde eine der schwächsten Ernten der vergangenen zwei Jahrzehnte verzeichnet. Die Getreideernte verzögerte sich, wodurch der Produktionswert des Getreides um 13% sinkt. Der Produktionswert der Kartoffeln ist ebenfalls rückläufig (-15%) und auch die Zuckerrüben, deren Anbaufläche leicht zurückgegangen ist, haben gelitten (-14%). Trotz hoher Nachfrage ist auch der Produktionswert von Gemüse witterungsbeding rückläufig (-5%). Auch dem Weinbau hat das regnerische Wetter, das Pilzkrankheiten bei Reben begünstigte, zugesetzt. Als Folge davon dürfte der Produktionswert von Trauben und Wein im Vergleich zu 2020 um 17% zurückgehen.

Tierische Produktion steigt weiter an

Die tierische Produktion wächst im Jahr 2021 gegenüber 2020 um 2,1% auf geschätzte 5,9 Milliarden Franken. Der Wert der Milchproduktion wird auf 2,6 Milliarden Franken beziffert (+5,5%), wobei die Produktionsmenge leicht zunimmt (+0,3%) und der Durchschnittspreis seinen Aufwärtstrend fortsetzt (+5,2%). Auch die Preise des Schlachtviehs ziehen weiter an, die Nachfrage bleibt konstant hoch und das Angebot begrenzt. Entsprechend steigt auch der Wert der Rindviehproduktion um 4,7% auf 1,6 Milliarden Franken.

Umgekehrt sinkt der Wert der Schweineproduktion um 10,4% auf 0,9 Milliarden Franken, was daran liegt, dass die Zahl der Schlachtungen 2021 weiter zunimmt und die sinkende Nachfrage die Preise drückt. Schliesslich setzt sich der seit 2006 beobachtete starke Aufschwung der Geflügelhaltung auch 2021 fort. Sie erreicht voraussichtlich einen Produktionswert von 0,7 Milliarden Franken (+5,0%), was insbesondere auf den zunehmenden Konsum von Geflügel und Eiern aus der Schweiz zurückzuführen ist.

Staatsbeiträge als wichtiger Einkommensbestandteil

Die Staatsbeiträge bleiben gegenüber 2020 praktisch unverändert. Mit 2,9 Milliarden Franken machen sie 2021 rund 21% der Einnahmen der Schweizer Landwirtschaft aus und bilden damit einen wichtigen Bestandteil des Einkommens des Agrarsektors.

Produktionskosten steigen

2021 steigen die Produktionskosten (Vorleistungen, Abschreibungen, Löhne, Pachten, Schuldzinsen und Produktionsabgaben) gegenüber 2020 um 0,7% an. Die Zunahme der Vorleistungen (7,0 Mrd. Franken, +0,7%) hat zwei Hauptursachen. Zum einen erhöhen sich die Ausgaben für Futtermittel aufgrund der zunehmenden Schweine- und Geflügelproduktion und der durchzogenen Qualität des Raufutters. Zum anderen zeigt der Erdölpreis seit Anfang des Jahres wieder nach oben.

Die leicht höheren Abschreibungen (2,1 Mrd. Franken, +0,6%) erklären sich durch den Preisanstieg der Investitionsgüter (Gebäude, Maschinen usw.), der durch die Abnahme des produktiven Vermögens (Aktiven) der Schweizer Landwirtschaft nur teilweise kompensiert wird. Die Löhne der Angestellten (1,3 Mrd. Franken, +0,6%) werden leicht höher geschätzt als 2020, während die Entwicklung der Pachten (0,5 Mrd. Franken, +1,3%) den Preisanstieg und das Wachstum der gepachteten Landwirtschaftsfläche widerspiegelt.

Das sektorale Einkommen der Schweizer Landwirtschaft geht zurück

2021 nehmen die Einnahmen (Produktionswert, Staatsbeiträge und Habenzinsen) um 1,7% bzw. knapp 243 Millionen Franken auf rund 14,1 Milliarden Franken ab. Die Ausgaben (Vorleistungen, Abschreibungen, Löhne, Pachten, Schuldzinsen und Produktionsabgaben) steigen um knapp 79 Millionen Franken (+0,7%) auf rund 11,3 Milliarden Franken. Der Saldo, d.h. das Nettounternehmenseinkommen der Schweizer Landwirtschaft (sektorales Einkommen), wird somit für das Jahr 2021 auf knapp 2,9 Milliarden Franken geschätzt. Dies entspricht einem Minus von 10,1% (-321 Mio. Franken) gegenüber 2020. Dieses Einkommen, das hauptsächlich die Arbeit und das produktive Vermögen (Kapital und Boden) sämtlicher Bauernfamilien in der Schweiz entschädigt, liegt damit nahezu 5,4% unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre.
 

Hauptergebnisse der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung, zu laufenden Preisen, in Millionen Franken

2018201912020220213
Produktionswert zu Herstellungspreisen 10 95811 40911 41311 170
- Vorleistungen 6 8447 1726 9857 033
Bruttowertschöpfung 4 1134 2374 4284 137
- Abschreibungen2 0592 0732 0592 072
Nettowertschöpfung 2 0542 1642 3692 065
- sonstige Produktionsabgaben 135 147 134140
+ sonstige Subventionen 2 9402 9452 9422 943
Faktoreinkommen 4 8604 9625 1774 868
- Arbeitnehmerentgelt 1 3131 3181 3351 344
Nettobetriebsüberschuss /
Selbständigeneinkommen
3 5473 6443 8413 524
- Gezahlte Pachten440474514520
- Gezahlte Zinsen 150161 160156
+ Empfangene Zinsen8888
Nettounternehmenseinkommen (sektorales Einkommen)42 965 3 0183 1772 856

Die Zahlen werden auf- oder abgerundet, wodurch die Summe der Komponenten gegenüber der Totale oder Salden abweichen kann.
1     Halbdefinitiv
2     Provisorisch
3
     Schätzung
4     wird in der Literatur und in der Eurostat-Methodik als Nettounternehmensgewinn bezeichnet
Quelle: BFS - Landwirtschaftliche Gesamtrechnung


Weitere Informationen zum Einkommen in der Schweizer Landwirtschaft (Tabellen, Daten, Publikationen:
Landwirtschaftliche Gesamtrechnung | Bundesamt für Statistik (admin.ch)

Conrad Widmer, BLW, Fachbereich Agrarpolitik und Bundesratsgeschäfte

Facebook Twitter LinkedIn Instagram

Poll