Bewirtschaftungsarrondierung Lötschental
Im Kanton Wallis sind einzelne Parzellen derart klein, dass sich ein wirtschaftliches Arbeiten gar nicht lohnt. Ein möglicher Lösungsansatz für diese Problematik ist die Bewirtschaftungsarrondierung. Am Beispiel des Lötschentals wird gezeigt, wie man Anreize schafft, damit weniger ertragsreiche Landwirtschaftsflächen in den Seitentälern auch weiterhin bewirtschaftet werden. Das Projekt konnte nach fast zehnjähriger Arbeit im November 2020 abgeschlossen werden.
Die gesetzlich geregelte Bewirtschaftungsarrondierung im Lötschental ist schweizweit ein Pilotprojekt. Der Kanton Wallis hat in der Verordnung über die Landwirtschaft und die Entwicklung des ländlichen Raumes vom 20. Juni 2007 die Verfahrensgrundsätze von Pachtlandarrondierungen festgelegt, welche zum ersten Mal umgesetzt wurden. Das Einzugsgebiet der Bewirtschaftungsarrondierung umfasst 682 ha landwirtschaftliche Fläche der vier Gemeinden des Lötschentals (Ferden, Kippel, Wiler und Blatten) ohne das Siedlungsgebiet (Bauzonen) und Wald.
Definition und Verfahren
Unter Bewirtschaftungsarrondierung versteht man die Zusammenlegung aller Parzellen der Landwirtschaftszone und deren Neuverteilung unter den Bewirtschaftenden. Sie umfasst alles Pacht- und Eigenland der Landwirte und Landwirtinnen. Das Grundeigentum bleibt unverändert. Liegenschaftshandel bleibt möglich, Verkauf und Vererbung sind erlaubt. Bauliche Massnahmen werden keine durchgeführt.
Die Grundeigentümer und Grundeigentümerinnen stimmten im Dezember 2013 der Arrondierung zu und stellten ihren Boden zur Neuverteilung zur Verfügung. Im Anschluss wurde die (Genossenschaft für die Bewirtschaftungsarrondierung Lötschental) gegründet.
Ablaufschema der Arrondierung
Wichtigste Vorteile
Die Arrondierung von Parzellen vereinfacht die Bewirtschaftung und steigert die Effizienz durch Senkung des Zeit- und Kostenaufwandes des Personal-, Maschinen- und Materialeinsatzes. Für einen 10 ha grossen Betrieb wird beispielsweise von einer jährlichen Kostensenkung von 16 000 Franken ausgegangen.
Die Grundeigentümer erhalten einen jährlichen Pachtzins und eine einmalige Entschädigung von Fr. 1200/ha zur Abtretung ihres Eigentums von der Genossenschaft. Der Pächter kann jedoch nicht mehr selber bestimmt werden.
Alter Bestand – Bonitierung – Neuer Bestand
Im Sommer und Herbst 2016 fand eine Bonitierung des alten Bestandes statt. Damit wurde der Wert der Grundstücke im Perimeter so bestimmt, dass Flächen mit unterschiedlicher Nutzungseignung, Lage, Neigung, usw. gegeneinander ausgetauscht werden können.
Eine erste Neuzuteilung des Bestandes wurde 2017 durchgeführt. Diese musste jedoch für nichtig erklärt werden, weil aufgrund veränderter Rahmenbedingungen die kantonale Dienststelle für Wald, Flussbau und Landschaft verschiedene Flächen als Wald (dynamischer Waldbegriff) und nicht mehr als landwirtschaftliche Nutzfläche angerechnet hatte.
Eine zweite Neuauflage des neuen Bestandes erfolgte im Herbst 2018. Aufgrund zahlreicher Einsprachen verzögerte sich die definitive Neuzuteilung bis 2020. Der Staatsrat konnte den neuen Bestand gesamthaft im September 2020 genehmigen und die Inbesitznahme des definitiven Neubestandes fand im November 2020 statt.
Kennzahlen der Bewirtschaftungsarrondierung Lötschental
Alter Bestand | Neuer Bestand | |
Anzahl Betriebe | 49 | 40 |
Anzahl Parzellen pro Betrieb | 257 | 9 |
Fläche pro Parzelle | 446 m2 | 18 185 m2 |
Alter Bestand vor der Arrondierung im Gebiet Weestenmattu in Blatten
Neuer Bestand nach der Arrondierung im Gebiet Weestenmattu in Blatten
Kosten des Projekts
Vorprojekt | Fr. | 265 000 |
Hauptprojekt Altbestand, Bonitierung Neubestand, inkl. Zusatzauflage Neubestand | Fr. Fr. | 305 000 364 000 |
Umsetzungsphase Pachtverträge Unterstützung Genossenschaft Übergangsphase Nachführung Pläne und Register | Fr. Fr. Fr. | 20 000 16 000 15 000 |
Vernetzung Anpassung Verträge | Fr. | 45 000 |
Ausführungskommission | Fr. | 73 000 |
Eigentümerabfindung 682 ha à Fr. 1200.00/ha | Fr. | 818 400 |
Montioringkonzept | Fr. | 30 000 |
Diverses | Fr. | 48 600 |
Gesamttotal | Fr. | 2 000 000 |
Kostenbeteiligung Bund 43% | Fr. | 860 000 |
Kostenbeteiligung Kanton 40% | Fr. | 800 000 |
Kostenbeteiligung Gemeinden 10% | Fr. | 200 000 |
Restkosten Bewirtschafter | Fr. | 140 000 |
Fazit und Ausblick
Die Bewirtschaftungsarrondierung im Lötschental wurde nach fast zehnjähriger Arbeit erfolgreich abgeschlossen. Durch die Arrondierung der Flächen konnte die Anzahl der Bewirtschaftungseinheiten massgebend reduziert werden. Dies ermöglicht eine rationellere und effizientere Bewirtschaftungsweise für die Betriebe. Das Projekt hat aber auch gezeigt, wie wichtig es ist, auf kritische Haltungen der Bewirtschaftenden einzugehen, um unnötige Verzögerungen zu verhindern. Innerhalb des Kantons ist man vom Nutzen einer Bewirtschaftungsarrondierung überzeugt. Im Gegensatz zu einer freiwilligen Arrondierung hat eine gesetzlich angeordnete Arrondierung den Vorteil, dass eine einzelne Person nicht ein Verfahren blockieren und so verunmöglichen kann, sondern die Arrondierung von Mehrheiten bestimmt wird.
Urs Andereggen, Amt für Strukturverbesserungen, Kanton Wallis
urs.andereggen@admin.vs.ch
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