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Im betrachteten Zeitraum setzte die Schweiz ihr internationales Engagement zugunsten nachhaltiger Landwirtschaft und der Transformation der Ernährungssysteme fort. Dies sowohl im Rahmen der UNO wie auch in Foren, die sich mit der Entwicklung multilateraler, bilateraler und regionaler Handelsregeln befassen. Die Auswirkungen der COVID-19 Pandemie, zusammen mit den Herausforderungen des Klimawandels und anderer Krisen und Konflikten haben der globalen Ernährungssicherheit im Berichtsjahr weiter zugesetzt. Aktuell leiden 811 Millionen Menschen an Hunger. Dies sind erschreckende 161 Millionen mehr als im Jahr 2019. Darüber hinaus hatten zirka 2,37 Milliarden Personen im Jahr 2020 keinen Zugang zu einer angemessenen und gesunden Ernährung. 

Während nicht ausschliesslich die COVID-19 Pandemie für diese Verschlechterung der globalen Ernährungslage verantwortlich ist, hat sie doch die Verletzlichkeit der bestehenden Ernährungssysteme verdeutlicht. Eine Transformation dieser Systeme sowie eine Stärkung ihrer Resilienz ist deshalb essenziell, um in künftigen globalen Krisen bestehen zu können. Dies betrifft insbesondere auch die nachhaltige Ausrichtung der Land- und Ernährungswirtschaft. Als stark von Agrarimporten abhängiges Land ist es im Interesse der Schweiz, die Widerstandsfähigkeit der Ernährungssysteme weltweit gegenüber plötzlich auftretenden Schocks, aber auch gegenüber langfristig wirkenden Veränderungen zu verbessern. Der Klimawandel, der Bodenverlust, die Wasserknappheit oder die Zerstörung der Biodiversität stellen die Land- und Ernährungswirtschaft weltweit vor grosse Herausforderungen, für die es gilt, Lösungen zu finden.

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, hat der UN-Generalsekretär im September 2021 zu einem Gipfel über Ernährungssysteme eingeladen. Dieser Gipfel zielte darauf ab,  praktische Lösungsmöglichkeiten für die globalen Probleme aufzuzeigen und Koalitionen von Mitgliedstaaten und Akteuren aus der Forschung, der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor zu wichtigen Handlungsachsen zu ermöglichen. Die Arbeiten auf internationaler Ebene standen in diesem Jahr ganz im Zeichen der Vorbereitung dieses Gipfels. Auch die Schweiz ist engagiert und trug in verschiedenen Foren zur Vorbereitung bei, unter anderem im Rahmen des One Planet (10YFP) Sustainable Food Systems (SFS) Programme, der Verhandlungen zu den kommenden Richtlinien zu Ernährungssystemen und Ernährung des Welternährungsausschusses (Committee on World Food Security), der Organisation der Vereinten Nationen für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) sowie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Die Ernährung soll nicht nur gesund für das Individuum sein, sondern auch nachhaltig produziert und konsumiert werden sowie nutritiv sinnvoll sein.

Auch in den Handelsbeziehungen spielen die Nachhaltigkeit und globale Herausforderungen an die Ernährungssysteme eine Rolle. Mit dem umfassenden Wirtschafts- partnerschaftsabkommen zwischen den EFTA-Staaten und Indonesien konnten erstmals Konzessionen für ein spezifisches Produkt an Bedingungen der nachhaltigen Produktion gekoppelt werden. Auch das Abkommen zwischen den EFTA- und den Mercosur-Staaten thematisiert die Nachhaltigkeit. Insbesondere sieht es einen Dialog in Themen der Nachhaltigkeit, Ernährungssysteme und nachhaltiger Landwirtschaft vor. Diese Themen fanden auch Einzug in das überarbeitete Kapital zu Handel und nachhaltiger Entwicklung der EFTA, das in zukünftigen, von der EFTA abgeschlossenen, Handelsabkommen jeweils Bestandteil sein soll.

Im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO) laufen die Vorbereitungen für die 12. Ministerkonferenz, die aufgrund der COVID-19-Pandemie verschoben werden musste und nun im Dezember 2021 stattfinden wird. Diskutiert werden unter anderem Vorschläge zur Verbesserung der Transparenz und Vorhersehbarkeit – zwei Elemente die essenziell sind für funktionierende Handelsbeziehungen und damit für die globale Ernährungssicherheit. Weiter wird die zentrale Frage diskutiert, wie der Handel dazu beitragen kann, die Ernährungssysteme krisenresistenter und nachhaltiger zu machen. Im kommenden Jahr wird auch die fünfjährliche ordentliche Überprüfung der Schweizer Handelspolitik (Trade Policy Review TPR) stattfinden. Die Vorbereitungsarbeiten dafür haben begonnen.

Die Zusammenarbeit mit unserem wichtigsten Handelspartner, der Europäischen Union, war auch während der Pandemie eng. Dadurch konnte der Warenfluss trotz der protektionistischen Bestrebungen gewisser Mitgliedsstaaten sichergestellt werden und die Schweiz blieb vor Versorgungsproblemen verschont. Unabhängig von der Pandemie, sind die Arbeiten der Europäischen Union an einer neuen Agrarpolitik weiter fortgeschritten. Mittlerweile haben das Europäischen Parlament und der Rat eine vorläufige politische Einigung über die neue Gemeinsame Agrarpolitik erzielt. Diese soll dazu beitragen, die Ziele der EU-Kommissionsstrategie «Vom Hof auf den Tisch» zu erreichen, die auf die Gestaltung fairer, gesunder und umweltfreundlicher Lebensmittelsysteme abzielt. Die Schweiz verfolgt diese Arbeiten mit grossem Interesse.

Am 1. Januar 2021 ist ausserdem das Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich UK in Kraft getreten. Der Bundesrat hatte dieses Abkommen 2019 im Rahmen der «mind the gap»-Strategie ausgehandelt, um eine möglichst reibungslose Fortführung der Handelsbeziehungen mit dem UK nach dessen Austritt aus der Europäischen Union zu garantieren.

Alwin Kopse, BLW, Fachbereich Internationale Angelegenheiten und Ernährungssicherheit und Michèle Däppen, BLW, Fachbereich Handelsbeziehungen

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