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Mit der «Strategie Pflanzenzüchtung 2050» hat der Bund 2016 die Grundlage für die Züchtung neuer Pflanzensorten in den kommenden Jahrzehnten gelegt. Saat- und Pflanzgut von standort- und marktgerechten Sorten sind nämlich eine Voraussetzung für die Entwicklung einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft. In der Strategie ist auch das Förderungskonzept festgelegt, nach dem öffentliche Mittel zugeteilt werden. Für die Jahre 2020 bis 2024 sind rund 13 Millionen Franken vorgesehen.
 

Öffentliches Züchtungsportfolio

Die Züchtung von Nutzpflanzensorten erfolgt hauptsächlich von einem der Landwirtschaft vorgelagerten und auf internationale Märkte ausgerichteten privaten Unternehmenssektor. Zu den strategisch relevanten Nutzpflanzenarten der Schweiz werden daher bei Agroscope öffentliche Zuchtprogramme geführt, die Lücken im Sortengebot schliessen. Heute umfassen diese die Ackerkulturen Weizen und Soja, zahlreiche Futterpflanzenarten, Medizinal- und Aromapflanzenarten sowie die Spezialkulturen Apfel, Birne, Aprikose und Reben. Die Weiterentwicklung dieses öffentlichen Züchtungsportfolios steht im Zentrum der Strategie Pflanzenzüchtung 2050.
 

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Luzerne als neue Leguminose in Schweizer Futterbaumischungen

Projektportfolio 2020-2024

Das Bundesamt für Landwirtschaft startete im Frühjahr 2020 einen branchenweiten Projektaufruf zur Förderung der Pflanzenzüchtung und Sortenprüfung in den nächsten fünf Jahren. Insgesamt wurden Finanzbeiträge in Höhe von 19 Millionen Franken für 47 Projekte von 21 verschiedenen Organisationen beantragt. Die Organisationen beziehen darüber hinaus noch zahlreiche weitere Partner und Dritte in die Projektorganisation ein. Für die Ausrichtung von Finanzbeiträgen wurden die Projekte entsprechend einer Prioritätenordnung beurteilt und ausgewählt. Die ausgewählten Projekte verfolgen züchterische Zielstellungen bzw. etablieren Versuche zur Beschreibung der Anbau- und Verwendungseignung von Pflanzensorten im Sinne einer nachhaltigen Schweizer Landwirtschaft.
 

Zuchtziele: Widerstandsfähige Sorten gegenüber Schadinsekten, wie dem Erdfloh, dem Rapsglanzkäfer oder -stängelrüssler, gegenüber Pilzkrankheiten, wie beispielsweise der Ährenfusariose und dem Stein- oder Zwergbrand bei Weizen, der Anthraknose der Lupine, der Brennfleckenkrankheit der Erbse, der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel, dem Mehltau, Grau- und Schwarzschimmel der Rebe und gegenüber Bakteriosen und Virosen, wie der virösen Vergilbung oder der «Syndrome des basses richesses» (SBR) der Zuckerrübe sind das Hauptziel der Züchtungsaktivitäten und Anbauversuche des Projektportfolios. Einen weiteren Schwerpunkt bilden marktspezifische Produktqualitäten bei den Acker- und Futterpflanzen sowie Obst, Beeren und Reben. Züchterisch sollen bspw. die sensorische Fruchtqualität und Lagerfähigkeit von Apfel, Himbeere, Brombeere und Zucchini, der Bitterstoffgehalt der Lupine und die Backeigenschaften von Triticale und Dinkel im Vergleich zum Weizen erfasst und bearbeitet werden. Schliesslich stellt die Standortanpassung von Soja, Luzerne, Süssmais und Arnika ein wichtiges Zuchtziel im Zusammenhang mit der Etablierung dieser Kulturpflanzen in der Schweiz dar.

Finanzielle Mittel für die nächsten fünf Jahre

In den Jahren 2020 bis 2024 sind Finanzbeiträge in Höhe von 12,9 Millionen Franken für 27 Projekte von 15 Organisationen ausserhalb der Bundesverwaltung vorgesehen (vgl. untenstehende Tabelle). Agroscope ist an 18 Projekten beteiligt und nimmt im Förderprogramm eine zentrale Funktion für den Aufbau und Transfer von Wissen und Züchtungskompetenzen ein. Hierfür werden vorhandene Ressourcen aus den bestehenden Zuchtprogrammen von Agroscope eingebracht und zusätzlich 5,5 Millionen Franken im Rahmen des 5-jährigen Förderprogramms beansprucht. Insgesamt ist das zur Verfügung stehende Budget von jährlich 3 Millionen Franken bereits ab dem Jahr 2021 zu 90 % beansprucht worden und in den darauffolgenden Jahren vollständig ausgeschöpft.
 

Geplante Finanzbeiträge an Organisationen ausserhalb der Bundesverwaltung und Agroscope für Projektvorhaben zur Pflanzenzüchtung und Sortenprüfung in den Jahren 2020-2024

Nutzpflanzenart / -kategorieFinanzbeitrag für Pflanzenzüchtung und Sortenprüfung (in Fr.)
Organisationen ausserhalb der Bundesverwaltung
Agroscope1

Gesamt
Getreide1 831 4491 058 0582 889 507
Weizen1 179 629589 2021 768 831
Dinkel463 870439 296903 166
Triticale187 95029 560217 510
Öl- und Faserpflanzen261 888740 2441 002 132
Raps41 300459 580500 880
Soja220 588280 664501 252
Futterpflanzen450 4322 573 1273 023 559
Erbse1 370 823222 3801 593 203
Lupine985 984985 984
Luzerne216 320228 052444 372
Hackfrüchte798 8441 368 3002 167 144
Kartoffel600 579661 8001 262 379
Zuckerrübe198 265706 500904 765
Obst570 4401 289 8451 860 285
Beeren217 175502 177719 352
Reben654 459654 459
Gemüse417 200417 200
Medizinal- und Aromapflanzen
13 850

110 253

124 103
Gesamt7 338 4325 519 30912 857 741

1dargestellt ist der zusätzliche Budgetbedarf von Agroscope im Rahmen des Förderprogramms


Paul Mewes, BLW, Fachbereich Pflanzengesundheit und Sorten

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