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IGC – Informationen zum Getreiderat

Vom 1. Juli 2020 bis am 30. Juni 2021 hatte die Schweiz den Vorsitz des Interna-tionalen Getreiderates inne. Aufgrund der aktuellen Situation war eine der Hauptfragen mit der sich der Getreiderat beschäftigte, die der Resilienz der Ge-treide- und Ölsaatensektors mit und nach COVID-19. Mit der Organisation eines Webinars zur Digitalisierung im Getreidehandel im Januar 2021 konnte die Schweiz ein weiteres aktuelles Thema aufgreifen.

Die Ziele des Internationalen Getreiderates (International Grains Council, IGC) sind:

  • Verstärkung der internationalen Kooperation im Getreidehandel;


  • Förderung von Wachstum, Offenheit und Fairness im Getreidesektor;


  • Beitragen zur Marktstabilität und Förderung der weltweiten Ernährungssicherheit.

Diese Ziele sollen primär durch eine Verbesserung der Markttransparenz, durch Austausch von Informationen, Analysen und Beratungen zu Politik- und Marktentwicklungen erreicht werden. Zentral ist deshalb die Berichterstattung zur weltweiten Marktlage für Getreide, Mais, Reis und Ölsaaten. Neu sollen auch Hülsenfrüchte Teil der Berichterstattung sein. In täglichen, wöchentlichen und monatlichen Publikationen werden Informationen zu Preisentwicklungen, Produktions- und Handelsmengen sowie relevanten Massnahmen der Export- und Importländer (Änderungen von Export- und Importzöllen, Ausschreiben, usw.) bereitgestellt. Die Marktinformationen des IGC sind auch für die Öffentlichkeit zugänglich und können unter http://www.igc.int eingesehen werden. Der IGC greift jedoch nicht direkt ins Marktgeschehen oder in die Gestaltung der Getreidepolitiken der Mitgliedsländer ein. Ein weiteres Instrument des IGC ist die jährlich ausgerichtete IGC Grains Conference, bei der sich Akteure der Getreidewertschöpfungsketten austauschen. Die 30. IGC Grains Conference vom 8. und 9. Juni 2021 fand virtuell statt und widmete sich der Frage der strategischen Risiken und Resilienz des Getreide- und Ölsaatensektors nach COVID-19. Am 1. Juli 2021 hat die Schweiz den Vorsitz des IGC plangemäss an die Ukraine übergeben.

OECD-FAO Agrarausblick 2021–2030

Gemäss dem OECD-FAO-Agrarausblick für die Jahre 2021–2030 wird die Weltagrarproduktion um 1,4 Prozent pro Jahr zunehmen, aber das Erreichen des Ziels für nachhaltige Entwicklung (SDG) Nr. 2 wird aufgrund regionaler Ungleichheiten schwieriger sein. Der gesamte Treibhausgasaus-stoss der Landwirtschaft wird bis 2030 um 4 Prozent ansteigen, wobei gleichzeitig die Kohlenstoff-intensität abnehmen dürfte. Der sichtbare Pro-Kopf-Konsum von Käse wird in Europa und Nord-amerika steigen. Der Marktanteil der Schweiz an den weltweiten Exporten dürfte bei rund 2 Prozent verbleiben.

Das BLW hat im Jahr 2020 mit der OECD zusammengearbeitet, um die Schweiz endogen ins Modell Aglink-Cosimo der OECD und der FAO aufzunehmen. Dies hat es der Schweiz ermöglicht, in den Agrarausblick der OECD und der FAO aufgenommen zu werden. Der Agrarausblick liefert mittelfristige Prognosen für die wichtigsten Agrarmärkte. Diese Informationen tragen zu einem besseren Verständnis der Entwicklung der Agrarmärkte bei und liefern Informationen für die Erstellung eines gemeinsamen Referenzszenarios für die innerhalb des BLW durchgeführten Ex-ante-Analysen.

Der OECD-FAO-Agrarausblick 2021–2030 liefert eine umfassende Einschätzung, wie sich die nationalen, regionalen und globalen Agrarrohstoffmärkte in den nächsten zehn Jahren entwickeln könnten1. Der Ausblick dient als Referenz für die vorausschauende Analyse und politische Planung. Als Mitglied der OECD liefert die Schweiz der OECD jährlich eine Aktualisierung der Basisdaten für die Schweizer Agrarmärkte. Diese Daten sind fester Bestandteil des Modells AGLINK-COSIMO, das von der OECD und der FAO für den Agrarausblick verwendet wird.

Der Ausblick zeigt die grundlegenden wirtschaftlichen und sozialen Trends auf, die die weltweite Land- und Ernährungswirtschaft beeinflussen – unter der Annahme, dass es keine grösseren Veränderungen in Bezug auf Wetter und Politik gibt. Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass es sich nicht um ein ökonometrisches Modell handelt, sondern um Prognosen mit einem mittelfristigen Zeithorizont unter Berücksichtigung der Marktgrundlagen und unter der Annahme, dass sich der derzeitige politische Rahmen nicht verändern wird. In den Prognosen des jüngsten Ausblicks wird von einer wirtschaftlichen Erholung ab 2021 ausgegangen, nach einem Abflauen der Wirtschaft wegen Covid-19. Die zweite Hälfte des Jahres 2020 war durch steigende internationale Preise für die meisten landwirtschaftlichen Erzeugnisse gekennzeichnet. Dieser Anstieg ist in erster Linie auf die hohe Nachfrage nach Futtermitteln in China und auf Beeinträchtigungen auf Ebene der weltweiten landwirtschaftlichen Produktion zurückzuführen.

Es wird davon ausgegangen, dass im Betrachtungszeitraum die landwirtschaftliche Produktion weltweit um 1,4 Prozent pro Jahr zunehmen wird, angetrieben von Produktivitätssteigerungen in Schwellenländern und in einkommensschwachen Ländern. Es wird erwartet, dass das weltweite Bruttoinlandprodukt (BIP) im Jahr 2030 unter dem Niveau der Prognosen für 2030, die vor der Covid-19-Pandemie erstellt wurden, bleibt. Deshalb wird es gemäss Ausblick schwieriger sein, das SDG 2 (Hunger beenden) zu erreichen. Obwohl in den nächsten zehn Jahren mit einem durchschnittlichen Anstieg der weltweit verfügbaren Nahrungsmittel pro Person um etwa 4 Prozent gerechnet wird, verbergen sich dahinter Unterschiede zwischen den Regionen. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara beispielsweise wird die durchschnittliche Nahrungsmittelverfügbarkeit pro Kopf bis 2030 voraussichtlich nur um 2,5 Prozent auf 2 500 kcal/Tag steigen.

In einkommensstarken Ländern dürfte der Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in etwa gleich hoch bleiben, wobei rotes Fleisch durch Geflügel und Milchprodukte ersetzt wird. In Ländern mit mittlerem Einkommen dürfte der Pro-Kopf-Konsum von tierischem Eiweiss um etwa 11 Prozent steigen, was dazu beitragen würde, die Differenz gegenüber dem Konsum in Ländern mit hohem Einkommen um etwa 4 Prozent zu verringern.

Der Ausblick prognostiziert einen Rückgang der viehwirtschaftlichen Produktion in Ländern mit hohem Einkommen und in einigen Schwellenländern, was die Zunahme der Futtermittelnachfrage im Vergleich zur Vergangenheit verringern dürfte. In Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen dürfte die Nachfrage nach Futtermitteln aufgrund des Wachstums des Nutztiersektors stark ansteigen.

Es wird erwartet, dass etwa 87 Prozent des Wachstums des Pflanzenbaus auf Ertragsverbesserungen entfallen, während die Steigerung der Anbauintensität und die Vergrösserung der Anbaufläche 7 Prozent bzw. 6 Prozent ausmachen dürften. Bei der Viehwirtschaft wiederum sind Produktivitätssteigerungen und die Vergrösserung des Tierbestands die wichtigsten Wachstumsfaktoren. Aufgrund der gesteigerten Produktivität und des rückläufigen Nachfragewachstums geht der Agrarausblick von einem realen Preisrückgang aus, der sich vor allem auf die Einkommen der Kleinbäuerinnen und -bauern auswirken wird.

Was den Einfluss der Landwirtschaft auf den Klimawandel betrifft, so zeigt der Ausblick, dass der gesamte Treibhausgasausstoss der Landwirtschaft bis 2030 um 4 Prozent zunehmen wird, wobei gleichzeitig die Kohlenstoffintensität der landwirtschaftlichen Produktion abnehmen dürfte.

Insgesamt zeigt der Ausblick, dass der Anteil der importierten Kalorien am Gesamtverbrauch trotz regionaler Unterschiede insgesamt etwa 20 Prozent betragen wird. Die Exportwirtschaft wird für die landwirtschaftliche Produktion einiger Länder, wie bspw. der Länder Lateinamerikas und der Karibik, einen wichtigen Absatzmarkt darstellen, weil diese ungefähr 34 Prozent ihrer landwirtschaftlichen Produktion exportieren werden.

Gemäss dem Ausblick dürfte der sichtbare Pro-Kopf-Konsum von Käse in Europa und Nordamerika weiter steigen. Auch in den südostasiatischen Ländern wird der Käsekonsum aufgrund der Urbanisierung und des steigenden Einkommens voraussichtlich zunehmen. Es wird erwartet, dass die weltweiten Käseexporte bis 2030 um durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr wachsen werden. Auf die EU, die USA und Neuseeland dürften im Jahr 2030 zusammengenommen 65 Prozent der weltweiten Exporte entfallen. Die EU wird ihren Anteil erhöhen, während Neuseeland Marktanteile verlieren dürfte. Die Vereinigten Staaten und die Schweiz werden ihren Marktanteil voraussichtlich bei etwa 10 Prozent bzw. 2 Prozent halten.
 

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1 OECD/FAO (2021), «OECD-FAO-Agrarausblick», OECD-Landwirtschaftsstatistik (Datenbank),
http://dx.doi.org/10.1787/agr-outl-data-fr.

Zusätzliche Analysen des Agraraussenhandels der Schweiz

Im Jahr 2020 nahmen die Importe im Rahmen des aktiven Veredelungsverkehrs im Vergleich zum Jahr 2002 um 45 Prozent zu. Im gleichen Zeitraum wuchsen die Exporte im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs (wobei die Exporte sechsmal weniger umfangreich sind als die Importe) dop-pelt so stark, nämlich um 89 Prozent.

Diese Rubrik befasst sich mit den Statistiken des schweizerischen Agraraussenhandels und ergänzt die allgemeinen Statistiken, die unter der Rubrik «Markt > Marktentwicklungen > Aussenhandel» veröffentlicht werden.

Veredelungsverkehr

Der Veredelungsverkehr ist ein bedeutender Teil des landwirtschaftlichen Aussenhandels der Schweiz.

Der aktive Veredelungsverkehr umfasst die Einfuhr von ausländischen Waren zur Ver- oder Bearbeitung in die Schweiz und die anschliessende Wiederausfuhr der verarbeiteten Produkte. Im Jahr 2020 importierte die Schweiz im Rahmen des regulären aktiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Produkte im Wert von 227 Millionen Franken, was 2 Prozent der gesamten Schweizer Agrarimporte (12,8 Mrd. Franken) entspricht. Gegenüber 2002 entspricht dies einer Zunahme von 45 Prozent und gegenüber 2021 einer solchen von 6 Prozent. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Rindfleisch ohne Knochen für die Herstellung von Bündnerfleisch, Molke, pflanzliche Fette und Öle, Schotte, Laktose und Schweinefleisch. Die Wiederausfuhr von landwirtschaftlichen Produkten im Rahmen dieser Art von Veredelungsverkehr bezifferte sich auf 2,385 Milliarden Franken, was 24 Prozent der gesamten Agrarexporte der Schweiz (insgesamt 9,8 Mrd. Franken) gleichkommt. Das sind 12 Prozent mehr als im Jahr 2002, aber 5 Prozent weniger als im Jahr 2012. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Limonade, Zubereitungen für die Ernährung von Kindern, Zigaretten, Schokolade, Duftstoffe, Zubereitungen zum Herstellen von Gewürzsaucen, gefüllte Teigwaren und getrocknetes Rindfleisch. Zu diesen Handelszahlen des regulären aktiven Veredelungsverkehrs kommen noch diejenigen des besonderen Verfahrens hinzu. Das besondere Verfahren gilt vor allem für Zucker und pflanzliche Fette.

Der passive Veredelungsverkehr umfasst die Ver- und Bearbeitung von Waren inländischen Ursprungs ausserhalb der Schweiz und ihre anschliessende Wiedereinfuhr. Diese Warenströme fallen weniger ins Gewicht als die des aktiven Veredelungsverkehrs. Im Jahr 2020 wurden in der Schweiz im Rahmen des passiven Veredelungsverkehrs landwirtschaftliche Ausfuhren in der Höhe von 35 Millionen Franken abgewickelt; dies entspricht 0,4 Prozent der gesamten Agrarexporte der Schweiz. Das sind 89 Prozent mehr als im Jahr 2002 und 17 Prozent mehr als im Jahr 2012. Hauptsächlich wurden Weizenmehl, Rahm, Geflügel- und Schweinefleisch, Kartoffeln und Schotte exportiert. Die Wiedereinfuhren des passiven Veredelungsverkehrs im Jahr 2020 beliefen sich auf 77 Millionen Franken oder 0,6 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamteinfuhren der Schweiz. Dies entspricht einem Anstieg von 210 Prozent gegenüber 2002 und von 57 Prozent gegenüber 2012. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um Backwaren, Kartoffelchips oder Pommes frites, Teigwaren, Milchrahm, Biskuits sowie Fleischzubereitungen und -konserven.

Importe und Zollansätze

Im Jahr 2020 wurden 47 Prozent der Schweizer Agrarimporte zollfrei eingeführt, dies hauptsächlich auf Basis des Präferenzzollansatzes gegenüber der EU, des Nullzollansatzes gegenüber sämtlichen WTO-Mitgliedern oder im Rahmen von Zollerleichterungen für besondere Verwendungszwecke von Importware. An zweiter Stelle wurde die Zollfreiheit zugunsten von Entwicklungsländern, im Rahmen von Freihandelsabkommen mit Drittländern und für den Veredelungsverkehr gewährt. Der gewichtete durchschnittliche Bruttozollansatz belief sich für die Gesamtheit der importierten Agrarprodukte auf 6 Prozent des Importwerts. Dieser relativ tiefe Durchschnittsansatz erklärt sich unter anderem dadurch, dass Waren auch zum Kontingentszollansatz, der definitionsgemäss niedriger ist als der Ausserkontingentszollansatz, eingeführt werden können.
 

Importwerte und Bruttozölle für sämtliche Agrarprodukte im Jahr 2020

ZolltypImportwertBruttozoll
in Mio. Fr.in Mio. Fr.%
(a)(b)(c)(d)=(c)/(b)
Normaler Zollansatz 5 172 60112 %
Reduzierter Zollansatz1 5461459 %
Zollfrei6 033-0 %
Total12 7527466 %

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung

Länderinformationen

Detaillierte Statistiken zu ausgewählten Handelspartnern finden Sie hier. Sie umfassen allgemeine wirtschaftliche Indikatoren, Angaben zu den landwirtschaftlichen Produzentenpreisen, Informationen zum landwirtschaftlichen Aussenhandel, die Liste der Haupthandelspartner und die durchschnittliche Höhe der Zolltarife.

Corinne Roux, BLW, Fachbereich Handelsbeziehungen
Axel Tonini, BLW, Fachbereich Handelsbeziehungen
Jean Girardin, BLW, Fachbereich Handelsbeziehungen

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