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Die Erhaltung der Biodiversität ist für die Lebensfähigkeit der Menschen von zentraler Bedeutung. Dank der biologischen Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt und der Ökosysteme profitieren wir von zahlreichen Ökosystemleistungen wie zum Beispiel der Bestäubung, der Wasser- und Klimaregulierung sowie dem Schutz vor Erosion, Trockenheit, Überschwemmungen und Waldbränden. Die Schweiz betrachtet die Agrarökologie als einen wichtigen Ansatz für die Transformation hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen und engagiert sich aktiv auf internationaler Ebene, insbesondere durch ihren Vorsitz der FAO-Kommission für genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft.
 

Die Ernährungssysteme haben grossen Einfluss auf den Zustand der Biodiversität. Manche Systeme können sie beeinträchtigen, andere wiederum können sie fördern. Die nachhaltige Landwirtschaft und agrarökologische Systeme tragen dazu bei, die Biodiversität und die Ökosysteme samt ihren Leistungen zu erhalten und nachhaltig zu nutzen und damit zur Ernährungssicherheit beizutragen.

Durch Domestizierung und Selektion genetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft entstanden neue Pflanzensorten und Tierrassen. Dieses Reservoir an Vielfalt ermöglicht heute eine bessere Anpassung an neue Gegebenheiten wie das sich wandelnde Klima und die Ressourcenknappheit.

Verschiedene internationale und nationale Programme haben sich der Anerkennung, dem Schutz, der Erhaltung und der Förderung der nachhaltigen Nutzung einer grösseren Bandbreite der genetischen Vielfalt verschrieben.

Biodiversität bedeutet die Variabilität unter lebenden Organismen und der Ökosysteme, zu denen sie gehören. Diversität manifestiert sich daher auf verschiedenen Ebenen: innerhalb einer Art (Genetik und Epigenetik), zwischen den Arten (verschiedene Spezies) und innerhalb und zwischen Ökosystemen.

Die Agrobiodiversität (oder Biodiversität für Ernährung und Landwirtschaft) umfasst alle Aspekte der Biodiversität, von der die Ernährung und Lebensqualität der Menschheit abhängig ist. Dieser Begriff umfasst unter anderem Kulturpflanzen, Bäume und Forstpflanzen (einschliesslich ihrer Wildformen), Nutztiere, Wildtiere im Umfeld des landwirtschaftlichen Systems, Fische und andere Wasserlebewesen sowie Organismen, die in der Lebensmittelindustrie zur Verarbeitung von Lebensmitteln eingesetzt werden (z. B. Fermentation).

Zur Agrobiodiversität gehört natürlich auch die Vielfalt der Bodenlebewesen und der wirbellosen Tiere wie der Bestäuber, die für die landwirtschaftliche Produktion von zentraler Bedeutung sind, sowie die Vielfalt der Agrarökosysteme als Ganzes.

Agrarökologie

Die Schweiz betrachtet die Agrarökologie als einen wichtigen Ansatz für die Transformation hin zu nachhaltigeren Ernährungssystemen. Im Vorfeld des Ernährungssystemgipfels 2021 ist die Agrarökologie ein Querschnittsthema für die Schweiz. Die Schweiz ist an mehreren Veranstaltungen im Vorfeld des Gipfels zu diesem Thema beteiligt. So engagiert sich die Schweiz beispielsweise aktiv für den «solution cluster» zur Agrarökologie, der sich dafür einsetzen wird, dass die 13 Prinzipien der Agrarökologie aus dem Bericht des hochrangigen Ausschusses für Welternährungssicherheit (HLPE 2019) vom Gipfel anerkannt werden, um die Transformation der Ernährungssysteme vorzuspuren. Die Schweiz fördert den agrarökologischen Ansatz als holistischen, systemischen und innovativen Ansatz, der einen Paradigmenwechsel hin zu einer nachhaltigeren Land- und Ernährungswirtschaft vorantreiben kann.

Internationaler Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft

Der internationale Vertrag über pflanzengenetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (IV-PGREL) soll die Erhaltung und nachhaltige Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (PGREL) sowie die gerechte Aufteilung der daraus entstehenden Vorteile sichern. Der IV-PGREL ist von entscheidender Bedeutung im Hinblick auf die Erhaltung der Vielfalt der pflanzengenetischen Ressourcen und somit für die globale Ernährungssicherheit. Auch soll dadurch der ausserordentliche Beitrag der LandwirtInnen zur Erhaltung der PGREL anerkannt werden.

Der Zugang zu den PGREL und der gerechte Vorteilsausgleich aus deren Nutzung werden in einem multilateralen System geregelt. Das multilaterale System befindet sich derzeit in einem Überarbeitungs-Prozess. An der letzten Sitzung des Lenkungsorgans im Jahr 2019 wurden die Verhandlungen zur Revision aber aufgrund von Differenzen zwischen den Vertragsparteien vorerst ausgesetzt. Informelle Gespräche dazu wurden 2021 wieder aufgenommen. Die nächste Sitzung des Lenkungsorgans wurde aufgrund der globalen Pandemie auf Mai 2022 verschoben.

FAO-Kommission für genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft

Die Kommission für genetische Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft (Commission on Genetic Resources for Food and Agriculture, CGRFA) ist das einzige ständige Gremium, in welchem Regierungen Fragen zur Biodiversität in den Bereichen Ernährung und Landwirtschaft besprechen und verhandeln können. Sie verabschiedet Leitlinien und Aktionspläne zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Biodiversität für Ernährung und Landwirtschaft sowie zur gerechten Aufteilung der daraus entstehenden Vorteile.

Seit ihrer Einsetzung hat die Kommission weltweit Evaluationen des Zustandes genetischer Ressourcen von Wald, Pflanzen und Tieren durchgeführt, um anschliessend Aktionspläne zu entwickeln. So publizierte die CGRFA im Jahr 2019 ihren ersten Weltzustandsbericht zur Biodiversität für Ernährung und Landwirtschaft , der dazu dienen hat, einen globalen Aktionsplan für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung Biodiversitäts für Ernährung und Landwirtschaft auszuarbeiten. Im 2021 wird die CGRFA von einem Mitarbeiter des BLW präsidiert.

Neuer globale Rahmen für die biologische Vielfalt für den Zeitraum nach 2020

Im Rahmen des Übereinkommens über biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD) sollen auf der nächsten Biodiversitätskonferenz (CBD COP 15) in Kunming neue Ziele für 2030 gesetzt werden. Derzeit wird der Post-2020 Global Biodiversity Framework (GBF) von den Vertragsstaaten in einer offenen Arbeitsgruppe verhandelt. Der neue globale Rahmen für Biodiversität soll konkrete, ambitionierte und realistische Ziele beinhalten. Im Zentrum des GBF stehen ausserdem das Schaffen von Synergien mit anderen biodiversitätsrelevanten Übereinkommen und Prozessen aber auch das «Mainstreaming» von Biodiversität, also das Integrieren des Themas in andere Bereiche und Sektoren, wie Ernährung und Landwirtschaft.

Madeleine Kaufmann, François Pythoud, Claudia Stürzinger, Alwin Kopse BLW, Fachbereich Internationale Angelegenheiten und Ernährungssicherheit

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