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Gesunde Pflanzen sind essenziell für unser Leben. Pflanzen produzieren den Sauerstoff, den wir atmen, und den Grossteil unserer Nahrung. Durch den stetig steigenden internationalen Warenhandel werden unabsichtlich und immer häufiger neue Schädlinge und Krankheiten von Pflanzen in die Schweiz eingeschleppt, die grossen Schaden in der Land- und Ernährungswirtschaft verursachen können. Ein neuer, gefährlicher Schädling, der sich 2020 im Tessin festgesetzt hat, ist der Japankäfer.
 

Der Japankäfer (Popillia japonica) ist ein neuer gefährlicher Schädling, welcher Anfang des 20. Jahrhunderts aus Japan verschleppt wurde. Seitdem breitet er sich weltweit aus und konnte sich im Sommer 2020 auch im Südtessin etablieren. Der Japankäfer ist in der Schweiz ein melde- und bekämpfungspflichtiger Organismus, denn er kann beträchtliche Schäden an über 300 verschiedenen Pflanzenarten verursachen. Viele dieser Arten haben eine grosse Bedeutung für die Schweizer Landwirtschaft, den produzierenden Gartenbau und den Wald und müssen deshalb, soweit möglich, vor dem Japankäfer geschützt werden. Mit diesem Ziel vor Augen haben der Bund und der Kanton Tessin weitreichende Massnahmen ergriffen, um die Verbreitung des Japankäfers zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Um frühzeitig ein Vorkommen des Schädlings in allen weiteren Teilen der Schweiz feststellen zu können, werden zudem jährlich präventiv von den Kantonen ein Fallennetz aufgestellt und vom Bund Einfuhrkontrollen an den Flughäfen durchgeführt.
 

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Ein Japankäfer auf einem abgefressenen Weinblatt (Quelle: BLW, Fachbereich Pflanzengesundheit und Sorten)

Weitere Krankheiten und Schädlinge auf dem Vormarsch

Ein weiterer äusserst bedrohlicher Schadorganismus von Schweizer Kulturpflanzen ist die Flavescence dorée, auch Goldgelbe Vergilbung der Rebe genannt. Diese ist eine Krankheit der Weinreben, welche zum Absterben der betroffenen Stöcke führt. Übertragen wird sie von der amerikanischen Rebzikade (Scapoideus titanus). Auch diese Krankheit ist in der Schweiz bereits regional anzutreffen und wird unter Aufsicht des Bundes von den Kantonalen Pflanzenschutzdiensten bekämpft. Weitere Schädlinge und Krankheiten sind bereits in Europa angekommen, wurden in der Schweiz aber bis jetzt (noch) nicht festgestellt. Beispiele hierfür sind der Jordan-Virus, der Tomaten- und Peperonipflanzen befällt und erhebliche Ernteverluste verursacht, oder das Bakterium Xylella fastidiosa, das über 500 Pflanzenarten befallen und verschiedene Krankheiten auslösen kann. Hinzu kommt eine Liste an neuen Organismen, bei welchen aktuell noch das Schadpotenzial abgeklärt werden muss.
 

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Scaphoideus titanus, auch Amerikanische Rebzikade genannt, ist der Überträger der Goldgelben Vergilbung der Rebe (Quelle: Agroscope, Arnaud Conne).

Neues Pflanzengesundheitsrechts seit Januar 2020 in Kraft

All diese Gefahren machen den präventiven Schutz der hiesigen Pflanzenwelt unabdinglich. Deshalb trat am 1. Januar 2020 ein neues Pflanzengesundheitsrecht in Kraft. Ziel ist es, präventive Massnahmen zu stärken – wie eine intensivere Überwachung im Landesinnern, mehr Einfuhrverbote und strengere Einfuhrvorschriften betreffend Nicht-EU-Länder. Zudem wurde die Pflanzenpasspflicht auf alle Pflanzenarten ausgedehnt. Zusätzlich wird seitdem an Notfallplänen für melde- und bekämpfungspflichtige Organismen und an Simulationsübungen gearbeitet, um im Falle eines Ausbruchs effizient reagieren und diesen tilgen zu können.

Internationales Jahr der Pflanzengesundheit

Die Vereinten Nationen hatten das Jahr 2020 zum Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit (IYPH) erklärt – mit dem Ziel, weltweit auf die Bedeutung der Pflanzengesundheit und deren Bedrohung durch Schädlinge und Krankheiten aufmerksam zu machen. Auch in der Schweiz wurde das IYPH dazu genutzt, trotz Einschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie mit unterschiedlichen kommunikativen Massnahmen die Bevölkerung über die Gefährdung der Pflanzengesundheit zu informieren und aufzuzeigen, wie jede/r einen Beitrag zum Schutz der Pflanzengesundheit beitragen kann. Unter anderem wurde mit der Schweizerischen Post eine Sonderbriefmarke herausgegeben, um die Öffentlichkeit für die Bedrohung durch den Japankäfer zu sensibilisieren.
 

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Sonderbriefmarke zum Internationalen Jahr der Pflanzengesundheit 2020 (© Die Schweizerische Post AG)


Der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst hat mit verschiedenen Organisationen und Institutionen am 18. Februar 2021 das «Netzwerk Pflanzengesundheit Schweiz» gegründet. Es hat zum Ziel, auch über das IYPH hinaus mithilfe koordinierter Kommunikationsmassnahmen an die Bevölkerung die Gesundheit der Kultur- und Waldpflanzen in der Schweiz gemeinsam mit den Behörden besser vor der Einschleppung und Verbreitung von neuen Schädlingen und Krankheiten zu schützen.
 

Link auf die BLW-Homepage:
www.pflanzengesundheit.ch

Peter Kupferschmied, Christina Sann, Andreas von Felten, BLW, Fachbereich Pflanzengesundheit und Sorten

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