Obst
Das Obstjahr 2020 stand unter unterschiedlichen Vorzeichen: Während die Erntemengen bei Äpfeln, Birnen, Zwetschgen und Beeren über dem Durchschnitt der Vorjahre lagen, wurden weniger Aprikosen und Kirschen in Tafelqualität geerntet. Bei den Importen gab es gegenüber dem Vorjahr bei Äpfeln eine starke Zunahme.
Erntemengen
Tafelobstmengen liegen im Durchschnitt
Im Jahr 2020 wurden insgesamt 162 204 Tonnen Obst (inkl. Beerenobst) in Tafelqualität geerntet. Das sind 5 % mehr als im Jahr 2019 (154 419 t), und rund 11 % mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre (146 692 t).
Die Erntemengen weiterer Obstarten, insbesondere Beeren wie Erdbeeren, Himbeeren oder Heidelbeeren, sowie ein Vergleich mit den Vorjahren sind im Jahresbericht 2020 des Schweizer Obstverbandes zu finden.
Viel Mostobst
Nach der sehr grossen Ernte 2018 und einer vergleichsweise tiefen Ernte 2019 haben die gewerblichen Mostereien 2020 mit 91 501 Tonnen rund 70 % mehr Mostäpfel verarbeitet als im Vorjahr (53 348 t) und 25 % mehr als im Durchschnitt der vier Vorjahre (73 107 t). Bei den Mostbirnen war die Verarbeitungsmenge 2020 mit 12 333 Tonnen mehr als zweieinhalb Mal so hoch wie im Jahr 2019 (4984 t). Damit lag die Menge der verarbeiteten Mostbirnen 2020 knapp 40 % über dem Durchschnitt der vier Vorjahre.
Das BLW veröffentlicht monatlich einen Index der Ausstossmengen von Kernobstsaft und -wein. Dieser basiert auf den Erhebungen des BLW bei gewerblichen Mostereien. Diese machen einen Anteil von rund 90 % am Gesamtausstoss aus. Der Ausstoss an Apfel- und Birnensaft ist seit Jahren stagnierend bis rückläufig. Die Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie (Schliessung der Gastronomie, ausbleibende Veranstaltungen u.a.) haben im Jahr 2020 zu einem verstärkten Rückgang des Absatzes von Getränken auf der Basis von Apfel- und Birnensaft geführt. Die monatlichen Index-Zahlen spiegeln den Rückgang des Ausstosses an Apfel- und Birnensaft in den «Lockdown»-Monaten April und Mai wieder. Ab Juni wurden wieder mehr Apfel- und Birnensaft konsumiert.
Eine Übersicht über die in gewerblichen Mostereien verarbeiteten Mostobstmengen sowie die Indexzahlen zu den Ausstossmengen von Kernobstsaft und -wein der letzten Jahre ist auf der Website des BLW unter Statistiken Obst abrufbar.
Flächen
Obstanlagen - neues System für die Flächenerhebung
Die Gesamtfläche an Obstanlagen betrug im Jahr 2020 6055 Hektaren, d.h. 166 Hektaren oder 2,7 % weniger als 2019 (6221 ha). Das BLW erhebt diese Flächen auf der Basis der Statistikerhebungsverordnung und erstellt darauf basierend jährlich die Flächenstatistik der Obstanlagen der Schweiz. Die Datenerhebung erfolgte 2020 nach einem neuen System. Aus diesem Grund weichen die Daten liefernden Betriebe im 2020 gegenüber 2019 leicht voneinander ab. Die Flächenunterschiede der beiden Jahre können folglich nicht unbedingt als Flächenzuwachs oder Flächenrückgang interpretiert werden.
Beerenobstfläche nimmt leicht zu
Die Erhebungen des Schweizer Obstverbandes zeigen, dass die Beerenobstfläche 2020 mit 892 Hektaren gegenüber dem Jahr 2019 um 19 Hektaren zugenommen hat (+2,2 %). Nicht in dieser Fläche enthalten sind der Holunder, der flächenmässig zu den Obstanlagen gezählt wird (siehe oben) sowie Beeren, deren Fläche nicht im Jahresbericht des Schweizer Obstverbandes ausgewiesen ist (z.B. Aronia).
Die Details zur Flächenentwicklung nach Arten und für einzelne Kulturen nach Sorten sind im Artikel Spezialkulturen beschrieben.
Handel
Mehr Frischobst importiert als im Vorjahr
Von den wichtigsten Frischobsttypen, die in der Schweiz angebaut werden (Äpfel, Birnen, Aprikosen, Kirschen, Zwetschgen/Pflaumen, Erdbeeren; ohne Mostobst und Trauben) wurden 2020 knapp 51 500 Tonnen importiert. Das sind 6200 Tonnen mehr als 2019 und 10 % weniger als im Durchschnitt der vier Vorjahre. Die Zunahme gegenüber 2019 ist auf die mehr als doppelt so hohe Einfuhrmenge bei Äpfeln zurückzuführen. Die starke Zunahme der Äpfelimporte in der ersten Jahreshälfte dürfte einerseits auf die tiefere Ernte 2019 und andererseits auf die Einschränkungen beim Einkaufstourismus sowie ein verändertes Konsumverhalten infolge der Massnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zurückzuführen sein.
Exportiert wurden 2020 rund 1140 Tonnen Obst, nicht halb so viel wie im Jahr 2019. Gegenüber dem Durchschnitt der vier Vorjahre (ca. 1400 t) lagen die Exporte um fast 20 % tiefer.
Fast keine Mostobstimporte
Das Angebot an Schweizer Mostobst deckt in normalen Jahren den Inlandbedarf. Wie in der Mehrheit der Vorjahre, wurden im Jahr 2020 weder Äpfel noch Birnen innerhalb des WTO-Zollkontingents «Obst zu Most- und Brennzwecken» (172 Tonnen) importiert. Ausserhalb des Kontingents wurden rund 5 Tonnen Mostäpfel und weniger als 1 Tonne Mostbirnen eingeführt. Exportiert wurden 931 Tonnen Mostäpfel. Mostbirnen wurden keine exportiert.
Pro-Kopf-Konsum
Der Pro-Kopf-Konsum mengenmässig wichtiger Obsttypen, die zu einem wesentlichen Anteil in der Schweiz produziert werden (z.B. Äpfel, Birnen, Aprikosen und Kirschen), lag 2020 mit 24 kg leicht über dem Durchschnitt der vier Vorjahre (23 kg). Dieser Pro-Kopf-Konsum wird berechnet anhand des Marktvolumens ausgewählter Obstarten und der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz. Das Marktvolumen entspricht der Inlandproduktion Obst in Tafelqualität plus Importe, minus Exporte Frischobst. Mostobst und tropische Früchte sind darin nicht inbegriffen.
Preise
Der Schweizer Obstverband und der Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels SWISSCOFEL legen in gemeinsamen Gremien Produzenten- und Handelsrichtpreise für die verschiedenen Obsttypen fest. Die Analyse der Preise auf verschiedenen Handelsstufen ist in einem eigenen Artikel zusammengefasst.
Preise auf verschiedenen Handelsstufen
Produzentenpreise ohne Bio
Konsumentenpreise ohne Bio
Konsumentenpreise Bio
Marianne Glodé, BLW, Fachbereich Pflanzliche Produkte
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