Agrarforschung
Der Forschung im Biolandbau stehen ab 2020 mehr Gelder zur Verfügung. Dies entspricht einem Entscheid des Parlaments. Zudem waren im Berichtsjahr 75 Forschungsprojekte am Laufen, die vom BLW finanziell unterstützt werden. Dass diese eine breite Palette an Themen abdecken, zeigt die Auswahl von drei kürzlich abgeschlossenen Projekten.
Von den Finanzhilfen, Beiträgen und Aufträgen zugunsten der Agrarforschung, die das BLW einsetzt, kamen im Jahr 2020 rund 85 % der Förderung der Nachhaltigkeit und des Biolandbaus zugute. Der Beitrag an das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) wurde im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Millionen Franken erhöht, was ihm erlaubt, die Forschung in den Bereichen Boden und Nährstoffmanagement, Pflanzengesundheit und -züchtung, Tierwohl und -gesundheit sowie die Verbreitung von Wissen zum biologischen Landbau zu intensivieren.
Begünstigte, 2020 | Mio. Fr. |
Finanzhilfevertrag zugunsten der Forschung oder der Förderung der Vernetzung | |
FiBL | 9,47 |
Andere | 0,1 |
Beitrag zur Unterstützung von allgemeinen Forschungsprojekten | |
Nationale Projekte | 1,77 |
Internationale Projekte | 0,17 |
Beitrag zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft und des Biolandbaus | |
Nationale Projekte | 1,89 |
Internationale Projekte0 | 0 |
Forschungsaufträge, Ausschreibung | |
Nationale Projekte | 1,04 |
Internationale Projekte | – |
Total | 14,44 |
Quelle: BLW
Forschungsprojekte
Von den 29 Projektgesuchen, die im Jahr 2020 beim BLW eingereicht wurden, sind 13 gutgeheissen worden. Diese Projekte werden dazu beitragen, die Ziele zu erreichen, die in den Strategien und den Aktionsplänen des Bundes festgelegt sind. Mehr dazu auf der Website des BLW.
Im Berichtsjahr unterstützte das BLW 75 Forschungsprojekte. Von den kürzlich abgeschlossenen werden drei nachstehend vorgestellt.
Alle Forschungsprojekte, die vom BLW unterstützt wurden oder werden, sind auf der Website des BLW aufgeführt. Sie sind auch im Informationssystem über Forschungs- und Innovationsprojekte der Bundesverwaltung, ARAMIS, publiziert.
Titel | Fütterung von Bioschweinen unter Berücksichtigung der Fettqualitätsanforderungen und einer 100 % Biofütterung |
Leitung / Durchführung | Barbara Früh, FiBL, Departement für Nutztierwissenschaften |
Laufzeit | 01.03.2017 – 30.11.2020 |
Gesamtkosten | CHF 869 203 |
Beitrag BLW | CHF 550 000 |
Internet | Projekt Bioschwein 100.0 |
100 % Biofütterung erreichen
Ab Ende 2022 sollen Bioschweine ausschliesslich Biofutter erhalten. Der vermehrte Einsatz von Ölkuchen als Alternative zu Kartoffelprotein birgt aber das Risiko von hohen PUFA-Werten (Gehalt ungesättigter Fettsäuren im Schlachtkörper), was zu monetären Abzügen führt.
Forschungsfragen und Methoden
Das Projekt bestand aus folgenden Schritten:
Fütterungsversuch in der Ferkelaufzucht,
Mastversuch mit Agroscope und Schlachtauswertung,
Fleischqualität in der Verarbeitung,
Konsumentenstudie mit Sensorik-Untersuchungen,
Mastversuch on-farm,
Messung von Genotyp-Futter-Interaktionen.
Ergebnisse
Die Versuche zeigten, dass in der Ferkelaufzucht der Einsatz der 100 % Bioration möglich ist, ohne dass es zu Leistungseinbussen oder zu einem verminderten Gesundheitszustand kommt. In den Versuchen auf vier Praxisbetrieben gerieten jedoch alle Versuchsgruppen mit 100 % Biofutter in die Abzugsstufen.
Ferkelfütterungsversuch. Urheberrechte: Marion Nitsch, FiBL
Die Qualität der Produkte aus Speck mit hohem PUFA-Wert zeigte keinen Unterschied gegenüber den Varianten mit tieferen Werten. Dies wurde sowohl in der Konsumentenstudie wie in der Sensorik (Lebensmittelprüfung) bestätigt. Somit konnte das Projekt aufzeigen, dass Biobetriebe mit den Anforderungen in Abzugsstufen kommen, die eine wirtschaftliche Produktion erschweren. Gleichzeitig stossen höhere PUFA-Werte sowohl in der Sensorik wie auch bei den Konsumenten auf hohe Akzeptanz.
Titel | Böden als zertifizierbare Kohlenstoffsenke |
Leitung / Durchführung | Nikolas Hagemann und Hans-Peter Schmidt, Foundation Ithaka Institute |
Laufzeit | 01.04.2020 – 15.12.2020 |
Gesamtkosten | CHF 94 678 |
Beitrag BLW | CHF 58 158 |
Internet | Bericht Pflanzenkohle in der Landwirtschaft |
Kohlenstoff langfristig speichern:
Die Pyrolyse ist ein Verfahren, bei dem Biomasse unter Luftabschluss bei mindestens 400°C thermisch behandelt wird. Dabei wird Kohlenstoff, den die Pflanzen der Atmosphäre entziehen und der in ihnen gespeichert ist, in molekulare Strukturen gebunden, die über viele Jahrhunderte stabil in der Umwelt verbleiben können. Diese Pflanzenkohle wird als Möglichkeit angesehen, den von Menschen verursachten Klimawandel zu begrenzen.
Pflanzenkohle wird insbesondere als Bodenverbesserer und Trägermatrix für Düngemittel, sowie als Futterzusatz, Stalleinstreu und Güllezusatz verwendet. Seit einigen Jahren ergeben sich zudem neue Anwendungsfelder in der Bau- und Kunststoffindustrie sowie in der Wasser- und Luftreinhaltung.
Forschungsfragen und Methoden
Die Studie wollte eine Einführung in die grundlegenden Materialeigenschaften geben und den aktuellen Forschungsstand im Bereich des landwirtschaftlichen Einsatzes zusammenfassen. Sie nahm eine Risikoabschätzung vor, evaluierte das Klimapotenzial für die Schweiz und stellte die Rahmenbedingungen für die Zertifizierung von C-Senken vor.
Ergebnisse
Das Projekt hat folgende Aspekte aufgezeigt:
Möglicher agronomischer Nutzen von Pflanzenkohle für Schweizer Böden,
potenzielle Risiken und Gefahren,
Berechnungen zu der maximalen Menge ausgebrachter Pflanzenkohle und Produktionsweise, damit keine Schadstoffbelastungen in Böden auftreten,
Potenzial von Pflanzenkohle als «Entsorgungs»-Methode, um den Klimawandel in der Schweiz zu mildern,
mögliches Vorgehen für eine CO2 Zertifizierung von Pflanzenkohle.
Vertikal grabende Regenwürmer verfrachten den aufgenommenen Pflanzenkohle-Mist mit ihren Ausscheidungen in tiefere Bodenschichten. Urheberrechte: Freddy Abächerli
Titel | Automated Airborne Pest Monitoring (AAPM) of Drosophila suzukii in Crops and Natural Habitats |
Leitung / Durchführung | Johannes Fahrentrapp, Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften ZHAW |
Partner | University of Aberdeen UoA, Wageningen University & Research WUR |
Laufzeit | 01.04.2017 – 31.03.2020 |
Gesamtkosten | EUR 281 200 |
Beitrag BLW | CHF 75 000 |
Internet | Drohnengestütztes Monitoring der Kirschessigfliege |
Schädlinge ohne Insektizide fernhalten
Die Kirschessigfliege Drosophila suzukii befällt alle Weichobstarten (Beeren, Kirschen, Zwetschgen, Trauben), sowie viele wilde beerentragende Pflanzen und kann im Obstbau und Weinbau grosse Verluste verursachen. Es braucht ein effizientes Monitoring als Entscheidungshilfe, um gezielt und möglichst ohne Insektizide gegen sie vorzugehen.
Im Rahmen des internationalen AAPM-Projekts wurde das Wissen über Klebefallen und Lockstofffarben erarbeitet, um Fangsysteme zu optimieren. Da handelsübliche Klebefallen aufgrund der geringen Fangrate nicht für den Feldeinsatz geeignet sind, entwickelte die ZHAW eine neue fotografierbare Falle, welche mit einem flüssigen Köder als zusätzlichem Lockstoff versehen ist.
Ergebnisse
Der ZHAW ist es zusammen mit der University of Aberdeen und der Wageningen University & Research gelungen, die Zielinsekten auf boden- und luftgestützten hochauflösenden Bildern mit Hilfe von Deep-Learning-Methoden automatisch zu zählen. Dazu werden Drohnen eingesetzt, die auf ihre autonome Flugfähigkeit und sensorische optische Auflösung getestet wurden.
Eine Drohne fotografiert eine Klebefalle und bestimmt die Anzahl Exemplare der Kirschessigfliege. Auf dieser Basis können Behandlungsstrategien festgelegt werden. Urheberrechte: Johannes Fahrentrapp
Ein vollständig autonomes, funktionierendes und marktbereites System würde mehr Zeit und Ressourcen benötigen. Das AAPM-System bietet sich jedoch als zukünftige Option für eine landwirtschaftliche Entscheidungshilfe mit hoher räumlicher Auflösung an und würde helfen, die gezielte Schädlingsbekämpfung ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu verbessern.
Valérie Page, Nathalie Walker, Markus Lötscher, BLW, Fachbereich Forschung, Innovation und Evaluation
valerie.page@blw.admin.ch
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