Poll Zurück

Bund und Kantone unterstützen Massnahmen zu Gunsten von Natur und Landschaft im Rahmen von Strukturverbesserungsprojekten mit Beiträgen. Wiederherstellungs- und Ersatzmassnahmen sind zwingend. Als Anreiz für freiwillige Massnahmen, beispielsweise zur Förderung der Biodiversität, gewährt der Bund Zusatzbeiträge. Wie dies praktisch umgesetzt wird und worauf dabei beachtet werden muss, zeigt der folgende Beitrag anhand von Beispielen des Jahres 2020 aus dem Kanton Bern.
 

Die Landwirtschaftsbetriebe im Emmental sind über eine grüne Hügellandschaft verteilt, die Zufahrten zu den einzelnen Bauernhöfen dementsprechend oft lang und die öffentliche Wasserversorgung nicht in Reichweite. Das Emmental wird aber auch von zahlreichen Wildtieren und Pflanzen besiedelt. Leider ist auch hier die Biodiversität seit Jahrzehnten rückläufig. Es ist eine unschöne Tatsache, dass eine Verbesserung für den Menschen oft mit einer Verschlechterung der Ökologie einhergeht. Aus diesem Grund sollten im Rahmen von Strukturverbesserungsprojekten die negativen Einflüsse so gering wie möglich gehalten und positive gefördert werden. Der Bund unterstützt das freiwillige Schaffen von neuen Lebensräumen für Tiere und Pflanzen bei solchen Projekten mit Zusatzbeiträgen. Dank dieser Beiträge konnte im Emmental eine breite Palette von ökologischen Massnahmen und somit ein Beitrag zur Förderung der Biodiversität geleistet werden (vgl. folgende Grafik).
 

Übersicht Freiwillige ökologische Massnahmen

ab2021_freiwillige_oekologische_massnahmen_grafik_1.png

Eine ganze Palette von freiwilligen ökologischen Massnahmen steht zur Verfügung.


Weiher als freiwillige ökologische Massnahme

Ein gutes Beispiel bietet ein kleines privates Wasserversorgungsprojekt in der Gemeinde Langnau i.E. Der Gesuchsteller zeigte der Kantonsvertreterin bei der ersten Begehung, wo ein Rinnsal einen neuen Weiher speisen könnte. Der Untergrund erschien als geeignet. Der Weiher wurde schliesslich im Rahmen des Wasserversorgungsprojektes im Jahr 2020 realisiert und der Bauherr äusserte an der Bauabnahme seine Freude darüber.
 

ab2021_freiwillige_oekologische_massnahmen_bild_1.png

Weiher, der als freiwillige ökologische Massnahme im Rahmen einer Wegsanierung im Trub ausgeführt wurde (Foto Christian Reber).


ab2021_freiwillige_oekologische_massnahmen_bild_2.png

Kleiner Weiher, der im Rahmen einer Wasserversorgung in der Gemeinde Langnau i.E. ausgeführt wurde. (Foto Iris Baumgartner).


Kreative Ideen sind gefragt

Bei grösseren Projekten ist es wichtig, dass die technische Leitung oder die kantonale Vertretung mögliche ökologische Massnahmen zu einem frühen Zeitpunkt mit der Bauherrschaft bespricht und diese mit dem Anliegen an die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer gelangt. Letztere sollen unbedingt ihre eigenen Ideen einbringen können. Eine sehr kreative Idee wurde im Gummental in der Gemeinde Trub umgesetzt. Dort führt die Gemeindestrasse an einer grosszügigen Weiherlandschaft vorbei. Jedes Jahr werden im Frühling während der Amphibienwanderung hunderte von Amphibien überfahren. Für die Präsidentin der Weggenossenschaft war klar, dass im Rahmen des Ausbaus der Hoferschliessungen im Tal etwas gegen das jährliche Massensterben der Amphibien unternommen werden sollte. Amphibienunterführungen zu bauen stellte sich als nicht realistisch heraus. Schliesslich wurden entlang der Strasse fixe Installationen für Eimer einbetoniert. Jedes Jahr, wenn die Amphibienwanderung beginnt, werden die Eimer zu den vorgesehenen Stellen gebracht und ein Amphibienzaun aufgestellt. Die dem Zaun entlang wandernden Amphibien fallen in die Eimer, werden täglich eingesammelt und zu den Teichen gebracht.
 

ab2021_freiwillige_oekologische_massnahmen_bild_3.png

Zuleitstruktur für Amphibien im Gummental, Trub (Foto Karin Zürcher)


ab2021_freiwillige_oekologische_massnahmen_bild_4.png

Fixe Installationen für Eimer. Die Amphibien wandern während der Amphibienwanderung im Frühling entlang der Leitstruktur und fallen in die Eimer. Die Amphibien werden von freiwilligen Helfenden zu der Weiherlandschaft gebracht (Karin Zürcher).


Wer sorgt für den Unterhalt?

Wichtige Erkenntnis: Es reicht nicht aus, ökologische Massnahmen zu planen, zu realisieren und zu sichern, es muss auch der Unterhalt geregelt werden. Ein Weiher beispielsweise, der nicht gepflegt wird, wird über kurz oder lang wieder verlanden. Auch Hochstammobstbäume und Hecken müssen gepflegt werden, damit sie ihren Wert behalten. Darum ist es wichtig, den Unterhalt frühzeitig mit der Bauherrschaft zu regeln. "Wer macht was? Wer bezahlt diese Arbeiten?" sind wichtige Fragen, die frühzeitig beantwortet werden müssen.

Das Begleiten der freiwilligen ökologischen Massnahmen auf Stufe Kanton erfordert Engagement und einen gewissen Mehraufwand. Es bringt jedoch auch die Befriedigung, etwas zur Verbesserung der Lebensumstände der Menschen und ihrer Umwelt beizutragen.
 

Iris Baumgartner, Amt für Landwirtschaft und Natur, Kanton Bern
iris.baumgartner@be.ch

Facebook Twitter LinkedIn Instagram

Poll