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Im Jahr 2020 sind die Produzentenpreise in der viehwirtschaftlichen Produktion allgemein gestiegen, insbesondere auf dem Milch- und Schlachtviehmarkt. Im Pflanzenbau sanken die Produzentenpreise für Lagergemüse und Veredelungskartoffeln. Die Preise für Steinobst und Beeren sowie für Getreide erfuhren auf dem Inlandsmarkt keine wesentlichen Veränderungen. Die Auswirkungen von Covid-19 auf die Produzentenpreise unterscheiden sich je nach Produkt. Der Kartoffel- und der Milchmarkt waren in besonderem Masse tangiert. Der Sonderbericht zu ausgewählten Schweizer Agrar- und Lebensmittelmärkten enthält detaillierte Informationen über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie.

Höherer Produzentenpreis für Milch

Im Bereich der Milchproduktion war das Jahr 2020 geprägt durch die Stabilität der Menge der verarbeiteten Rohmilch und den Anstieg des Produzentenpreises für Milch. Dieser stieg in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahr um 1,81 Rp./kg und erreichte 66,04 Rp./kg. Diese Zunahme lässt sich unter anderem durch die gestiegene Nachfrage nach Milchprodukten im Detailhandel aufgrund der Beschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie erklären. Der Vergleich zwischen 2009–2011 und 2018–2020 zeigt ebenfalls einen leichten Anstieg des Produzentenpreises für Milch (+0,4 %).

Schlachtviehpreise trotzen der Pandemie

Auf dem Schlachtviehmarkt wurden im Jahr 2020 sowohl in der konventionellen (QM) als auch in der Bio-Produktion höhere Preise festgestellt. Der QM-Schweinepreis ist gegenüber 2019 um weitere 20 Rappen auf 4.55 Fr./kg SG gestiegen, Bio-Schweine wurden gar um 70 Rappen teurer (2020: 6.98 Fr./kg SG). Schlachtkühe wurden durch das knappe Angebot aufgrund des sinkenden Viehbestands weiter über dem Niveau von 2019 gehandelt. Zudem liegt das durchschnittliche Preisniveau von 2018 bis 2020 bei den Kühen über 53 % über dem durchschnittlichen Niveau von den Jahren 2000 bis 2002. Die Preise für Schlachtrinder und -kälber haben sich nach dem abrupten Einbruch bei Ausbruch der Pandemie und den zeitweisen Restaurantschliessungen wieder erholt und lagen ebenfalls über dem Niveau von 2019. Mit Ausnahme von Schwein und Lamm liegt das aktuelle Niveau deutlich über den Preisen zur Jahrtausendwende.

Stabile Situation im Eiermarkt

Die Eierpreise waren über die letzten Jahre relativ konstant, u. a. wegen der Produktionsplanung und dem Mengenmanagement im Rahmen der in diesem Markt vorherrschenden vertikalen Integration. Die statistisch erfassten Preise 2002/04 waren im Vergleich zur aktuellen Vergleichsperiode 2018/20 insgesamt leicht höher (unter anderem erklärbar mit der höheren Abdeckung bei der Sammelstellenerhebung seit 2015). Seit 2016 ist bei Bio und Freiland ein tendenziell steigender, bei Bodenhaltung ein leicht sinkender Trend beobachtbar. Die Pandemie hat sich nicht auf die jährlich festgelegten Preise ausgewirkt.

Preise für Bio-Getreide leicht sinkend

Die inländischen Getreidepreise haben sich gegenüber dem Vorjahr grösstenteils kaum verändert. Brotweizen Klasse Top und l haben um jeweils 1,2 respektive 1,0 % abgenommen. Die Gründe für die Preisstabilität waren die von der Branche gegenüber dem Vorjahr unverändert fortgeschriebenen Richtpreise und die Wirkung des Zollkontingents. Auch die inländischen Preise für Futtergetreide sind gegenüber dem Vorjahr tendenziell unverändert geblieben. Bei Produkten, bei denen Grenzabgaben erhoben wurden, sorgte das Schwellenpreissystems für stabile Schweizer Preise. Auch die Preise für Bei Bio-Getreide sind kaum verändert im 2020. Der Bio Mahlweizen hat um 1,5 % abgenommen, die Preise für Bio Dinkel sind stabil.

Preise von Lager- und Veredelungskartoffeln gesunken

Der Kartoffelmarkt wurde 2020 stark durch Corona geprägt. Zum einen brach der Ausser-Haus-Konsum zeitweise fast vollständig weg, und damit ein wichtiger Absatzkanal für Frites-Kartoffeln. Zum anderen gab es vor allem in der ersten Jahreshälfte eine Rekordnachfrage nach Kartoffeln im Detailhandel. Die Richtpreise von Speisefrühkartoffeln stiegen im Vergleich zum Vorjahr an, und zwar sowohl im konventionellen wie im Bio Bereich. Der Herbstpreis für Verarbeitungskartoffeln (gerechnet aus Mittel der prominenten Chips- und Frites-Sorten) war um 4,2 % tiefer als im Vorjahr (Bio: -3,5 %). Die Ernte 2020 war überdurchschnittlich, womit die Herbstpreise für fest- und mehligkochende Speisekartoffeln tiefer notierten als im Vorjahr.

Zwetschgen nach Rekordernte günstiger als im Vorjahr

Bei Steinobst und Beeren gab es im Vergleich zu den Vorjahren in 2020 trotz der Herausforderungen durch die Pandemie keine auffälligen Preisausschläge. Zum einen stieg der Aufwand bei Ernte und Vermarktung der Früchte, zum anderen bestand gerade bei den Beeren zu Anfang der Saison Unsicherheit, ob genügend Erntehelfer rekrutiert werden konnten. Schlussendlich verzeichneten Erdbeeren im Vergleich zu 2019 jedoch höhere Erntemengen und bei hoher Nachfrage einen um 2,9 % gestiegenen Richtpreis. Im Vergleich zum Vorjahr wurden ausserdem weniger Aprikosen und Kirschen geerntet, jedoch eine Rekordernte an Zwetschgen eingefahren. Diese Angebotssituation spiegelt sich in den Richtpreisen wider, welche für Aprikosen und Kirschen gegenüber 2019 um 7 % bzw. 7,6 % anstiegen und für Zwetschgen um 7 % fielen.

Lagergemüse auf tieferem Preisniveau

Bei frischem Gemüse haben sich die Richtpreise franko Grossverteiler im Vergleich zum Vorjahr bei Tomaten, Salatgurken, Kopfsalat und Blumenkohl erhöht. Dabei hatte Kopfsalat mit 0,8 % die geringste Preissteigerung, während runde Tomaten die höchste hatten (8,4 %). Bei typischem Lagergemüse sah die Situation anders aus. Während Zwiebeln auf einem tiefen Preisniveau von 0,67 Fr/kg blieben, verzeichneten Knollensellerie und Karotten Preisrückgänge um 1,2 % bzw. 8,9 %. Prägende Faktoren dieser Preisbewegungen waren die erhöhte Nachfrage nach Inlandgemüse (geschlossene Gastronomie, weniger Auslandsurlaube), ein weiterhin intensiver Preiswettbewerb, und die Angebotssituation der jeweiligen Gemüsearten.

Michel Yawo Afangbedji, BLW, Fachbereich Marktanalysen, michel-yawo.afangbedji@blw.admin.ch

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